Algorithmen – oft synonym gesetzt mit Big Data, künstlicher Intelligenz oder maschinellen Lernen – gestalten unsere Wirklichkeit. Sie sortieren den Feed unserer Social Media Plattformen und beeinflussen damit den gesellschaftlichen Diskurs. Sie werden in sensiblen Entscheidungsprozessen verwendet wie etwa der Vergabe von Sozialleistungen, und entscheiden damit über gesellschaftliche Teilhabechancen. Algorithmen werden an den EU-Außengrenzen eingesetzt, um Flüchtlinge zu überwachen und zu verwalten. Das BAMF nutzt sie, um die Glaubwürdigkeit von Asylbewerber:innen zu überprüfen. Datenbasierte Algorithmen können letztlich jeden Prozess automatisieren über den hinreichend Daten verfügbar sind (vgl. AlgorithmWatch).
Datenbasierte Algorithmen versprechen Rationalität und Effizienz. Ihnen sind jedoch epistemische Grenzen inhärent: Sie werten vergangene Sachverhalte aus, generalisieren und typisieren. Einzelfälle und Zukunft sind nicht ihr Geschäft. Sie entstehen auch nicht aus dem Nichts und werden in keinem neutralen Limbo verwendet. Vielmehr sind ihre Entwicklung und Anwendung eingebettet in unserer gegenwärtigen – ungleichen – Realität. Ungleichheitsverhältnisse können sich in datenbasierten Algorithmen fortsetzen und auf diese Weise festschreiben. Es gibt kein „view from above, from nowhere“ (Haraway 1988: 589).
Haraways und andere feministische Technologieanalysen werden gerade jetzt und gerade für die Rechtswissenschaft relevant. Denn aktuell werden insbesondere auf EU-Ebene die Weichen gestellt, die darüber entscheiden, wie datenbasierte Algorithmen unsere Gegenwart und Zukunft prägen sollen (vgl. u.a. DSA; DMA; KI-Gesetz). Diese Gegenwart und Zukunft sollten wir gemeinsam formen.
Dafür laden der Lehrstuhl für Internationalen Menschenrechtsschutz (Prof. Dr. Nora Markard) und netzforma* e.V. zu einer Reihe von Lunch Talks ein.
Nähere Informationen und Anmeldemodalitäten und die Links zur Veranstaltungsanmeldung finden Sie auf der Webseite der Universität Münster.
Bei der Veranstaltungsreihe DATEN MACHT RECHT diskutieren Ann-Kathrin Koster, Paola Lopez und Victoria Guijarro Santos über datenbasierte Algorithmen in Entscheidungsprozessen (13.5.2021).
Alexandra Geese, Dr. Berit Völzmann und Francesca Schmidt diskutieren über Hassrede in sozialen Netzwerken (23.6.2021).
Dr. Petra Molnar spricht über den Einsatz datenbasierter Algorithmen an den EU-Außengrenzen (8.7.2021).
Prof. Dr. Linnet Taylor spricht über eine gerechte Regulierung von künstlicher Intelligenz (15.7.21).
Die Lunch Talks von DATEN MACHT RECHT finden jeweils von 12.00-13.15 Uhr digital auf Zoom statt. Die Referentinnen beginnen mit kurzen Eingangsstatements und kommen dann miteinander ins Gespräch. Im Anschluss wird das Gespräch für das Publikum geöffnet.
Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion mit Euch!